Als Führungskraft ist man auf einer anderen Ebene. Mitarbeiter:innen erwarten von einem, der fachlich Ansprechpartner:in in allen Bereichen zu sein, immer eine Antwort zu haben, viel zu arbeiten und ständig erreichbar zu sein. Schließlich bekommt man dafür mehr Geld und evtl. noch andere Annehmlichkeiten. Der Chef/die Chefin erwartet oft das Gleiche. Außerdem sollen die Zahlen stimmen, Gewinn generiert werden, und die Kund:innen sowie die Mitarbeitenden sollen zufrieden sein, weil Fluktuation schließlich schlecht für das Wachstum ist.
Aber was passiert, wenn plötzlich niemand mehr zufrieden ist? Die Zahlen gehen runter, die Kund:innen sind unzufrieden, die Mitarbeitenden sind unzufrieden und verlassen das Unternehmen. Der Druck auf einen selbst steigt, damit auch der Stress. Hat man versagt? Hat man nicht genug gearbeitet? Was kann man noch tun?
Stress in unserem Körper
In Stresssituationen schüttet unser Körper das Hormon Cortisol aus, was uns leistungsfähiger macht. Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, und wir fühlen uns fitter und wacher, reaktionsfähiger. Unser Körper ist darauf ausgelegt, dass Cortisol nur kurzfristig in unserem Körper produziert wird, um reaktionsfähig in Gefahrensituationen zu sein. Was wir als Führungskräfte oft erfahren ist, dass wir über längere Zeit Cortisol produzieren. Wir sorgen dafür, dass unser Körper permanent Stress ausgesetzt ist. Wenn wir keinen Ausweg aus diesem Zustand finden, dann heißt es: Willkommen im Teufelskreis, und das ist noch nett ausgedrückt. Unser Körper wird neben diversen gesundheitlichen Symptomen wie Bluthochdruck (und deren Folgen), Schwächung des Immunsystems auch Libidostörung, Schlafstörung und Konzentrationsprobleme bekommen. Nicht nur beruflich ist man gestresst, auch privat wird es immer schwieriger. Dinge, die man früher zur Freude gemacht hat, die einem gut taten, fühlen sich nicht mehr so an. Man ist antriebslos. Da ist die Tür zur Abwärtsspirale ganz weit offen. Wer müde und erschöpft ist, der kann sich schlecht konzentrieren, man wird weniger handlungsfähig, der Druck von außen wird größer. Der Druck in einem auch.
Dann plötzlich die Angst…
Und mit dem Druck und Stress kommt dann plötzlich die Angst, die Panik zu versagen. Den Erwartungen nicht mehr gerecht zu werden, obwohl man doch alles getan hat. Man wird immer handlungsunfähiger auf allen Ebenen, und plötzlich ist es da: Burnout! Die gute Nachricht ist, ganz so schnell wie ich es beschrieben habe, ist es nicht. Es ist ein schleichender Prozess, und man kann es vermeiden, in diesen Zustand zu kommen.
Wie wir Stress nutzen können
Jeder von uns kommt immer mal wieder in Stresssituationen, mal länger und mal kürzer. Er treibt uns voran und lässt uns auch wachsen. Ziel zu erreichen oder zu übertreffen. Der Schritt aus der Komfortzone ist auch oft mit Stress behaftet. Damit wir uns weiterentwickeln können, brauchen wir Stress, den gesunden Stress, wo sich Cortisol und Serotonin ein High-Five geben.
Damit wir dahin kommen und nicht den Weg Richtung Burnout nehmen, müssen wir gar nicht die Umstände groß ändern. Wenn wir auf das oben beschriebene Beispiel schauen, müssen wir lediglich unsere Sichtweise anpassen.
Wir können die Fakten oft nicht ändern, und auch wenn wir es probieren, hat es vielleicht nicht das gewünschte Ergebnis. Wie wir dieses vermeintliche Scheitern jetzt bewerten, liegt in unserer Hand.
Wir können mit Stress, Panik und Angst reagieren, wieder etwas nicht erreicht zu haben, den eigenen und Erwartungen von anderen, nicht gerecht geworden zu sein, oder wir sehen es als Erfahrung, aus der wir lernen. Diese Sichtweise treibt uns weiter, etwas anderes zu probieren, einfach mal umzudenken, den Weg aus der Komfortzone zu finden.
Ich höre schon die Stimmen, die sagen, aber mein Chef…. aber meine Mitarbeitenden, und sowieso ist es nicht so einfach, wie ich es beschreibe.
Ist es nicht?!
Hast du es probiert oder hast du nur die Vermutung?
An dieser Stelle stehen wir uns selbst im Wege. Gerne suchen wir Ausreden, warum wir etwas nicht tun können.
Und da sind wir wieder beim Thema. Wir suchen Ausreden, weil wir Angst haben, zu scheitern, den Anforderungen nicht gerecht zu werden, uns vielleicht auch zu blamieren vor anderen. Darum laufen wir den vermeintlichen Erwartungen hinterher und versuchen verzweifelt, diese zu erfüllen.
Würde uns die Erfüllung der Erwartung von anderen glücklicher machen, zufriedener sein, wäre unser Leben dann weniger stressig? Vermutlich nicht.
Du entscheidest, welche Führungskraft du sein möchtest.
Du entscheidest, wie du mit Erwartungen umgehst.
Du entscheidest, wie du auf Stress reagierst.
Du entscheidest über deine Sichtweise auf die Dinge und Situationen und wie du damit umgehen möchtest.
Zwischen Reiz und Reaktion liegt die Freiheit.
To be continued…….
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